Stadler: Neuer elektrischer Meterspur-Triebzug für Ferrovie Autolinee Regionali Ticinesi (FART)
[28.9.2024] Eine Bahnlinie, zwei Betreiber. Seit hundert Jahren verkehren zwischen Locarno im Tessin und Domodossola im Piemont sowohl Züge der Schweizerischen FART (Ferrovie Autolinee Regionali Ticinesi) als auch der italienischen SSIF (Società Subalpina di Imprese Ferroviarie). Die Strecke ist zwar nur 52 km lang, hat aber nicht weniger als 83 Brücken und 31 Tunnels und gilt aufgrund der malerischen Täler und wilden Schluchten, die die Züge durchfahren, als eine der schönsten der Welt. Beide Bahnbetreiber sprechen mit ihrem Angebot Pendler und Touristen gleichermassen an, treten in der Region gemeinsam unter der Marke „Ferrovia Vigezzina- Centovalli“ auf und setzen beim rollenden Material gezielt auf Innovation und neue Technologien. Mit Stadler haben sie dafür den richtigen Partner an der Seite. Die nächste Fahrzeuggeneration der Vigezzina-Centovalli Bahn ist exakt auf die Bedürfnisse des jeweiligen Betreibers zugeschnitten und mit den neuesten Komfortfeatures für das Bahnfahren der Zukunft ausgestattet. Der erste Triebzug wurde für FART gebaut und ist Ende September auf der InnoTrans in Berlin zu sehen.
Nieder ur-Triebzüge in Mehrfachtraktion
Insgesamt zwölf elektrische Nieder ur-Triebzüge bekommen die Betreiber der Vigezzina- Centovalli Bahn:
- vier vierteilige Triebzüge ABe 8/16, die von FART künftig im grenzüberschreitenden Verkehr Schweiz-Italien eingesetzt werden,
- vier dreiteilige Triebzüge ABe 6/12, die von FART für den Regionalverkehr im Centovalli (Locarno-Camedo) bestimmt sind sowie
- vier vierteilige Triebzüge ABe 8/16, die SSIF sowohl im Regionalverkehr von Domodossola bis Camedo als auch im internationalen Verkehr bis Locarno nutzen wird.
Die Triebzüge sind 63,4 bzw. 48,9 m lang und haben Platz für 338 Reisende (128 auf Sitzplätzen, 210 auf Stehplätzen) in der vierteiligen und 258 Passagiere (95/168) in der dreiteiligen Version. Auch zu zweiteiligen Zügen ABe 4/8 (34,5 m lang) können sie zusammengestellt werden und bieten in dieser Konstellation 174 Reisenden (49/125) Platz.
Barrierefreies Bahnfahren
Besonderes Augenmerk bei der Entwicklung hat Stadler auf die Zugänglichkeit für Menschen mit Behinderung und Menschen mit eingeschränkter Mobilität (TSI PRM) gelegt. Breite Doppeltüren (1200 mm) gewährleisten einen schnellen Fahrgastwechsel, Nieder ureinstiege und Schiebetritte zur Spaltüberbrückung erlauben Reisenden einen ungehinderten, barrierefreien Zugang. Für Fahrgäste mit Rollstühlen oder Rollatoren sind in den Endwagen zwei Stellplätze eingerichtet, für Begleitpersonen gibt es Klappsitze daneben. Ausserdem be ndet sich in jedem Fahrzeug eine behindertengerechte Toilette mit Wickeltisch. Fahrräder, Kinderwagen und sperriges Gepäck können in den neugestalteten Multifunktionsabteilen unmittelbar im Bereich der Einstiegstüren verstaut werden.
Während der Fahrt sorgen Klimaanlage und luftgefederte Triebdrehgestelle für zeitgemässen Reisekomfort. Grossflächige Fenster, auch im Niederflurbereich, eröffnen einen fantastischen Blick auf die vorbeiziehende Natur- und Kulturlandschaft. Ein innovatives Fahrgastinformationssystem sowie WLAN-Empfang auf der gesamten Strecke runden das moderne Reiseerlebnis in den neuen Zügen von FART und SSIF ab.
Sicher unterwegs auf schmaler Spur
Als Schmalspurbahn (1000 mm) fährt die Vigezzina-Centovalli Bahn durch die beiden Alpentäler. Nur so kann die extrem kurvenreiche Strecke (348 Kurven, engster Radius 42 m) geschmeidig und ohne Ruckeln bewältigt werden. Zwischen Trontano und Masera müssen Steigungen/Gefälle von bis zu 60 ‰ überwunden werden, was die Adhäsionstriebzüge dank leistungsstarker Traktionseinrichtungen von Stadler ohne Unterstützung (Zahnstange) schaffen. Die Technik dahinter: 1350 V Gleichstrom aus der Oberleitung, 125 kW Radleistung pro Triebdrehgestell, 500 bis 1000 kW Gesamtleistung am Rad (zweiteilige / vierteilige Garnitur). Die Züge erreichen bei einer Zugkraft von 80 bis zu 160 kN (je nach Kon guration) eine Anfahrbeschleunigung von 1,15 m/s2 (brutto) und eine Höchstgeschwindigkeit von 60 km/h (Auslegung für 99 km/h).
Modern, effizient, umweltfreundlich
Die Niederflur-Triebzüge der Vigezzina-Centovalli Bahn sind aus einem modularen Baukasten aufgebaut, die Wagenkästen in Aluminium-Leichtbauweise gefertigt, die Antriebsausrüstungen für hohe Ausfallsicherheit redundant ausgeführt. Von aussen bestechen die Fahrzeuge durch ihr elegantes Design, das sich auch im Inneren der Wagen fortsetzt und das Erscheinungsbild der Schmalspurbahn in Zukunft prägen wird. Besondere Dynamik verleiht den Triebzügen die moderne Formensprache und die elegante Stadler Front.
Während die Fahrgäste in den neuen Triebzügen vor allem modernen Komfort, Barrierefreiheit sowie zeitgemässe Kommunikation erwarten dürfen, bieten sie den Betreibern die Möglichkeit, mehr Passagiere als bisher zu befördern und durch die Kofigurierbarkeit als zwei-, drei- oder vierteiliger Triebzug den gesamten Bahnbetrieb effizienter, nachhaltiger und umweltfreundlicher gestalten zu können. Ab 2025 (FART 2025, SSIF 2026) werden die neuen Nahverkehrszüge der Vigezzina-Centovalli Bahn zum Einsatz kommen.
Quelle: Stadler Rail (PM)
Foto: Dierk Lawrenz