Der Einsatz der Baureihe 151 vor den schweren Massengutzügen endet – eine Ära geht zu Ende!

00001 500Nun ist es soweit, die Baureihe 189 übernimmt das Zepter im schweren Erzverkehr – ausfahrend aus dem Hamburger Hafen am 19. Oktober 2019.

[24. Oktober 2019] Nun ist es so weit: Nach über vierzig Jahren Einsatz der sechsachsigen Elloks der Baureihe 151 vor den schwersten Erzzügen Westeuropas ist nun die Ablöse in Form der Baureihe 189 da.

2 DB189033u048Moorburg5p191019 EK Gekuppelt mit der Nachfolge-Generation der automatischen Kupplung AK – neu C-AKv, was auf der Rheinschiene der Erzzüge schon seit fast zehn Jahren genutzt wird.

Seit Jahren sinkt der Stern der sechsachsigen Güter-Elektrolokomotiven der Baureihen 151 und 155 unaufhaltsam, um so schneller, seitdem die restlichen Fahrzeuge vor zwei Jahren an den Münchner Lokvermieter Railpool verkauft und größtenteils zurück gemietet wurden. Somit sind im Bestand der Deutschen Bahn AG nur noch die „Ludmillas“ der Baureihen 232 / 233 die letzten sechsachsigen Lokomotiven.

Die Baureihe 151 ist die Nachfolgerin der Baureihe 150, deren letzten Exemplare 2003 aus dem aktiven Dienst bei der DB ausgeschieden sind. Gebaut wurden von 1972 bis 1978 genau 170 Maschinen für die Deutsche Bundesbahn, die auch gleich im schweren Montan- und Massengutverkehr eingesetzt wurden – oft in Doppeltraktion.

3 DB189033u048Hausbruch3p201019 EKAuch am Folgetag waren die beiden Loks 189 033 und 189 048 vor dem selben nachmittäglichen Erzzug nach Beddingen anzutreffen, hier auf der Hamburger Unterelbebahn zwischen Hausbruch und Harburg.

4 HPDER240BuAHansaport2p240411 EKDer Hamburger Massengutbahnhof Hansaport im Waltershofener Hafenbereich, der Startbahnhof der schweren Erzzüge nach Beddingen. Links zwei der dortigen „Rangier-Robots" – vollautomatische Beidrückloks für die Beladung der Züge.

  5 RailPool151106Hansaport040318 EKAbfahrbereite Massengutzüge, vorne die Baureihe 151 – gut zu sehen die automatische Kupplung und der gelbe Zughakenadapter unterhalb der Loknummer in der Mitte.

Anfang der 70er Jahre trat der Betreiber des riesigen Stahlwerks in Salzgitter, der damals bundeseigenen „Salzgitter AG“, mit dem Wunsch an die Deutsche Bundesbahn heran, einen noch zuverlässigeren und leistungsfähigeren Erzverkehr auf der Schiene zu bekommen, da die bisherigen Erzpendel von Emden die zu dieser Zeit gewaltige Expansion des Stahlkonzerns nicht leistungsfähig genug waren. Daher wurde in Hamburg gemeinsam von der Salzgitter AG und der HHLA (Hamburger Hafen und Logistik AG) im Hafen ein neuer Massenguthafen und -bahnhof gebaut, das ab 1977 größte Massengutumschlagterminal Deutschlands. Zahlen können am besten beeindrucken: 2014 wurden unter anderem 8.862.000 t Eisenerz und 5.460.000 t Kohle umgeschlagen!

6 DB151093uxxxWinsen310508 EKZweihundertzweiundfünfzig Achsen malträsieren mehrmals am Tag die Schienen – Erzzüge aus vierzig sechsachigen Erzwagen und zwei ebenso sechsachsigen Elloks sind wahre Monster.

7 DB151112u098Unterelbe050311 EKKurz vor Hamburg-Harburg im ehemaligen Bahnhof Unterelbe im März 2011.

8 RailPool151098u094Maschen3p061019 EKZwei Superlativen treffen sich – auch der größte Rangierbahnhof Europas in Maschen ist ein Kind seiner Zeit – 1977 wurde der Bahnhof fertiggestellt.

Und seitdem starten dort an allen sieben Tagen in der Woche, viermal pro Tag die schwersten Erzzüge Westeuropas ihre Reise nach Salzgitter-Beddingen mit einer Bruttolast von 5.000 bis 6.000 Tonnen. Eingesetzt werden spezielle sechsachsige Schüttgutwagen, die eigens für diese Verkehre konstruiert wurden, der Bauarten Faals / Falrrs mit automatischer Mittelpufferkupplung (AK), da die normale Schraubenkupplung nur für Bruttolasten bis ca. 4.400 Tonnen zugelassen ist, und den beiden sechsachsigen Elloks der Baureihe 151, die ebenfalls die AK haben. Kommen ausnahmsweise Lokomotiven mit normaler Schraubenkupplung zum Einsatz, gibt es dafür zweiachsige Adapterwagen Us996, die beide Kupplungsarten tragen und für Notfälle haben die AK-151er auch Nothakenkupplungen, die manuell mit starker Muskelkraft eingehängt werden müssen.

9 DB151122u102Winsen120909 EK5.400 Tonnen Bruttolast tosen am 12. September 2009 durch den Bahnhof Winsen an der Luhe, der heute von häßlichen Lärmschutzwänden eingehaust ist…

10 DB151106u113Borstel250712 EKKurz vor dem dreigleisigen Streckenausbau rollen 151 106 + 151 113 durch Borstel bei Winsen.

11 EB151100u112Radbruch2p090410 EK In Radbruch mussten die schweren Erzzüge öfters zur Seite, um schnellere Züge durch zu lassen. Manchmal sogar recht lange – da die schweren Züge erst sehr langsam wieder in Fahrt kommen.

Über vierzig Jahre lang haben die Lokomotiven der BR 151 zuverlässig den Dienst vor den schweren Zügen getan. Und lange deutete es sich an, dass Ersatz kommen muss, weil die 151er auch schon langsam ziemlich verschlissen waren und technisch schon lange nicht mehr auf der Höhe der Zeit sind – es sind die letzten Elloks ohne Drehstromantriebstechnik. Welch' Ironie, die ersten Drehstromserienloks der BR 120 gehen auch bald den Weg des alten Eisens. Auf der anderen Achse des Erzverkehrs – Rotterdam Maasvlakte - Dillingen Hütte, wo auch diese sechsachsigen Erzwagen mit AK eingesetzt werden, fahren seit fast zehn Jahren schon die vierachsigen Viersystem-Elloks der Baureihe 189 (18 Maschinen mit C-AKv-Kupplungen – Nachfolger der AK69-Kupplung, kompatibel) – da in Holland ein anderes Stromsystem genutzt wird und man den Wunsch hatte, die schweren Erzzüge ohne Lokwechsel an der deutsch-holländischen Grenze durchfahren zu lassen.

12 RailPool151095u098Bruchtorf2p290418 EKSeit zwei Jahren gehören die Loks der Baureihe 151 nicht mehr der Deutschen Bahn, sondern Railpool und so sind sie ein wenig "nackig" ohne die DB-Logos.

13 DB151113u094Woltorf1p080314 EKZwischen Peine und Braunschweig in der fotogenen Kurve bei Woltorf.

14 DB151094u113Wierthe080314 EKEin Erzzug auf den letzten Kilometern vor Beddingen mit dem Abzweig Groß Gleidingen an der ehemaligen Zuckerfabrik von Wierthe.

15 DB151121u094KoelnWest2p140309 EKAuch auf der Relation Rotterdam – Dillingen (ab der niederländisch-deutschen Grenze) wurden bis vor zehn Jahren die 151er eingesetzt, wie hier in Köln West im Jahre 2009.

16 DB189030u033DUEntenfang210814 EKAuf dieser Achse fahren nun seit knapp zehn Jahren die "Holländerinnen" der Baureihe 189 mit großem "Schlabberlatz" auf den Fronten und der weiterentwickelten AK (C-AKv, kompatibel zur AK69) durchgehend von Rotterdam nach Dillingen – hier bei der Durchfahrt durch Duisburg-Entenfang im August 2014.

  17 DB151162u106Kuhlenfeld040709 EKDaneben fuhren die AK-151er auch Züge mit normaler Schraubenkupplung, wie diese Erzzüge mit vierachsigen Wagen von Hamburg nach Ziltendorf EKO auf der Hamburg-Berliner Bahn bei Kuhlenfeld.

18 DBAdapterwagenUs996 9100952 6Hansaport040409 EKEin zweiachsiger Kupplungsadapterwagen der Gattung Us996 im Bahnhof Hansaport.

Nun sollen die „Holländerinnen“ der Baureihe 189 auch zwischen Hamburg und Beddingen die schwersten Erzzüge bespannen. Da ist die Tonnage aber ein wenig höher, als die von Rotterdam nach Dillingen. Es sollen weitere Maschinen dieser Baureihe umgebaut und mit C-AKv-Kupplungen ausgestattet werden – zur Zeit sind es die echten „Holländerinnen“ mit ihren weißen Kontrastflächen auf den Fronten bei uns im Norden. Seit einer Woche bespannen sie einige der "Beddinger", wie die Erzzüge nach Salzgitter genannt werden – ein im Norden noch ungewohnter Anblick. Nur noch drei der AK-151er sollen für etwaige Notfälle vorgehalten werden.

Das Ende ist nah! Adieu Baureihe 151.

 Text/Aufnahmen: Erik Körschenhausen


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