DB: Erste Marschbahnwagen seit 7. April wieder einsetzbar

xDBMarriedpair WagenHalstenbek1p040417Die ersten zwei überprüften sechsteiligen "Married-Pair"-Garnituren wurden am 4. April von Flensburg / Neumünster nach Husum überführt. Diese Überführung machte in Hamburg-Eidelstedt "Kopf" – sehr gut kann man die farblich neu angepaßten Türen und weitere Beklebungen erkennen. Foto: Erik Körschenhausen.

Der mit der Untersuchung der Kupplungsschäden beauftragte Gutachter von TÜV Süd Rail hat jetzt eine Bewertung zum möglichen Wiedereinsatz der ersten Marschbahnwagen und eine erste Einschätzung zur Schadensursache vorgelegt.

xDBMarriedpairZugHalstenbek1p090417Eines der ersten nach vier Monaten Stillstand wieder eingesetzten Garnituren auf dem Weg nach Hamburg-Altona am Abzweig Eidelstedt-Nord. Foto: Erik Körschenhausen

Geprüfte Kupplungen, die keine Risse haben, können demnach vorübergehend wieder eingesetzt werden. Drei Marschbahnzüge mit insgesamt 16 Reisezugwagen haben seit Freitag den Betrieb aufgenommen. Sie lösen die ersten Altfahrzeuge des Ersatzkonzeptes ab. Mittelfristig werden in einem Austauschverfahren weitere Wagen eingesetzt.

xDB245212Herzhorn2p090417Noch sind die Ersatzgarnituren aus ehemaligen IC- und RE-Wagen eine lange Weile unentbehrlich. Mit so einem Zug fuhr die 245 212 der nah.sh unter der DB-Regie durch Sommerland auf der Marschbahn von Hamburg nach Westerland. Foto: Erik Körschenhausen

Verkehrsminister Reinhard Meyer: „Ich freue mich, dass es endlich eine Perspektive für den Wiedereinsatz der Marschbahnwagen gibt und sich der Betrieb an der Westküste weiter stabilisiert. Wir wissen, dass die letzten Monate für die Fahrgäste eine sehr große Belastungsprobe waren. Umso wichtiger war es für uns, eine verlässliche Lösung für die Kupplungsproblematik zu finden. Leider wird es noch etwas dauern, bis der Betrieb wieder ganz wie geplant laufen kann.“

Ein weitere vorläufige Einschätzung des Gutachters: Die Kupplungen können wahrscheinlich für den dauerhaften Betrieb repariert werden. Eine endgültige Einschätzung des Gutachters wird im zweiten Teil des Gutachtens stehen, für das noch ausführliche Testfahrten nötig sind. Die Reparatur ist nach Erkenntnissen des Gutachters dann bei allen Kupplungen erforderlich – unabhängig davon, ob sie Risse haben oder nicht – damit sie den Belastungen während des Betriebs dauerhaft standhalten. Alternativ wäre auch der Neubau der Kupplungen noch denkbar, der den Wiedereinsatz der kompletten Wagenparks nach aktueller Einschätzung jedoch stärker verzögern würde. Die Reparatur-Lösung verfolgen Land, NAH.SH, Paribus, DB Regio, Nord-Ostsee-Bahn und der Kupplungshersteller Faively nun vordringlich.

xNOBZugFrWiLuebkeKoog1p010514Bis Dezember 2016 fuhr die Nord-Ostsee-Bahn auf der Marschbahn, und hatten unter anderem noch gelbe Türen und Logos. Hier ein Zehnwagenzug nach Hamburg auf dem Hindenburgdamm. Foto: Erik Körschenhausen

Bis Ende des Jahres könnte die gesamte Fahrzeugflotte aus insgesamt 90 Reisezugwagen auf der Marschbahn wieder zur Verfügung stehen. Bis dahin sollen schrittweise weitere Wagen eingesetzt werden, sobald sie verfügbar sind. Vorläufig eingesetzte Marschbahnwagen sollen dabei nach und nach durch Wagen mit bereits reparierten Kupplungen ersetzt werden.

Nach der Stilllegung der Fahrzeugflotte aus 90 Reisezugwagen am 11. November 2016 hatten Experten einen großen Teil der Kurzkupplungen demontiert und untersucht. Knapp 25 Prozent der untersuchten Kupplungen wies kleine, nur mit einem speziellen Untersuchungsverfahren erkennbare Risse auf.

Die Materialprüfung des damit beauftragten Gutachters DEKRA zeigte bereits, dass nicht Qualitätsmängel am Werkstoff der Kupplung oder ein Einzelereignis (z.B. ein Unfall) den Schaden verursacht hatten.

TÜV Süd Rail geht nach derzeitigem Stand davon aus, dass erhöhte Korrosionen an einzelnen Bestandteilen der Kupplung und ein fehlender sogenannter „Inbetriebnahme-Hub“ bei der letzten Hauptuntersuchung in den Jahren 2012/13 verantwortlich für die Schäden sind. Durch den Hub werden die erneuerten Kunststoff-Federelemente der Kupplung durch Krafteinwirkung aktiviert. Warum das nicht geschehen ist und wer dafür die Verantwortung zu tragen hat, ist noch unklar. Beide Faktoren zusammen haben nach Erkenntnis des Gutachters die Materialermüdung in den Kupplungen sehr stark beschleunigt.

Messfahrten der Fahrzeuge im Netz West sollen die bisherigen Untersuchungen noch weiter untermauern. Ein abschließender Bericht vom TÜV Süd soll in einigen Wochen vorliegen.

Quelle: nah.sh