National Express Rail soll S-Bahn in Nürnberg betreiben.

xIMG 6291DB-Triebwagen der Baureihe 442 und noch einige lokbespannte Züge bestimmen derzeit das Bild der Nürnberger S-Bahn. Foto: Dierk Lawrenz

[2. Februar 2015] Die S-Bahn-Verkehre in Nürnberg sollen ab Dezember 2018 von der National Express Rail GmbH betrieben werden.

Neben den heutigen S-Bahn-Strecken von Nürnberg nach Bamberg, Hartmannshof, Altdorf, Neumarkt, Roth und Ansbach gehören dazu auch die geplante S-Bahn-Verlängerung über Ansbach hinaus nach Dombühl und der heutige Allersberg-Express (zukünftige S5).

„Damit wächst das Nürnberger S-Bahn-Netz um weitere 48 Kilometer auf 272 Kilometer Streckenlänge. Das Fahrplanangebot können wir insbesondere dann verbessern, wenn die Deutsche Bahn die Infrastruktur fertig ausgebaut hat", erläuterte Johann Niggl, Geschäftsführer der Bayerischen Eisenbahngesellschaft (BEG). Zudem werden die älteren lokbespannten Wagenzüge sowie die bisherigen elektrischen Triebzüge des Typs Talent 2 durch neue Fahrzeuge ersetzt. Der Vertrag läuft bis Dezember 2030. Die BEG, die den Regional- und S-Bahn-Verkehr in Bayern plant, finanziert und kontrolliert, hat die Verkehre im Rahmen eines europaweiten wettbewerblichen Verfahrens vergeben.

Wegen des großen Umfangs wurden die Verkehrsleistungen in zwei Lose aufgeteilt. Der Zugschlag für beide Lose soll an die in Köln ansässige deutsche Tochter der National Express Group gehen. Die Unternehmensgruppe hat weltweit ca. 40.000 Mitarbeiter und betreibt das englandweit pünktlichste Bahnnetz. In Nordrhein-Westfalen wird National Express Rail ab Dezember 2015 den Betrieb in zwei Regionalverkehrsnetzen übernehmen.

Das zukünftige Angebot der Nürnberger S-Bahn basiert wie bisher auf einem 20/40-Minuten-Takt. Nach Fertigstellung der erforderlichen Infrastrukturausbauten wird die BEG das Angebot deutlich erweitern. „Nach Erlangen wird es einen durchgehenden 20-Minuten-Takt geben, der im Berufsverkehr bis Forchheim verlängert wird", so Niggl. Die S4 Nürnberg - Ansbach wird zweistündlich bis nach Dombühl verkehren. Zusammen mit dem Regionalexpress Nürnberg - Stuttgart haben die Fahrgäste in Dombühl und am neuen Bahnhof Leutershausen-Wiedersbach dann eine stündliche Anbindung an Nürnberg. Sollte der Infrastrukturausbau nach Dombühl vor Ende 2018 fertiggestellt sein, bestellt die BEG die Angebotsverbesserungen früher. Der heutige Allersberg-Express fährt als künftige Linie S5 zwischen Nürnberg und Allersberg. Die S-Bahn nach Neumarkt soll exakter vertaktet werden.

Da eine komplette Inbetriebnahme der Infrastruktur zum Betriebsstart nicht garantiert werden kann, hat die BEG mehrere Betriebsstufen vorgesehen. Der durchgehende 20-Minuten-Takt nach Erlangen sowie der 20-Minuten-Takt nach Forchheim in der Hauptverkehrszeit sollen umgesetzt werden, sobald die Infrastrukturbetreiber DB Netze die hierfür notwendige Infrastruktur zur Verfügung stellen.

Für beide Lose machte die BEG detaillierte Qualitätsvorgaben, die von allen Bietern zu erfüllen waren. Dazu gehört auch die Vorgabe von Mindestsitzplatzkapazitäten mit dem Ziel, die Kapazitäten mindestens auf dem heutigen Stand zu halten und auf einigen Strecken auszuweiten. „Die Fahrzeuge müssen an S-Bahn-Stationen mit einer Bahnsteighöhe von 76 cm über einen barrierefreien Einstieg verfügen. Außerdem haben wir in jedem Fahrzeug eine barrierefreie Toilette gefordert", so Johann Niggl, Geschäftsführer der Bayerischen Eisenbahngesellschaft. Darüber hinaus seien Mehrzweckbereiche zum Beispiel für Kinderwagen und Fahrräder vorgesehen. Auch hat die BEG den künftigen Betreiber dazu verpflichtet, Sicherheitspersonal einzusetzen. „Das Sicherheitspersonal wird spätestens ab 21 Uhr bis zum Betriebsschluss sowie an den Wochenenden am frühen Morgen in den S-Bahn-Zügen Streife laufen", erläutert Niggl.
Der neue Betreiber muss zudem am Qualitätsmesssystem der BEG teilnehmen. Damit prüft die Bayerische Eisenbahngesellschaft die Sauberkeit, die Funktionsfähigkeit der Ausstattung, die Fahrgastinformation im Zug, die Servicequalität des Sicherheitspersonals und die Kundenorientierung bei Beschwerden. Auch gelten hohe Anforderungen hinsichtlich Pünktlichkeit und Anschlusssicherung, Störfallmanagement und Echtzeit-Fahrgastinformation.

Die BEG erwartet die Anerkennung und Anwendung des Gemeinschaftstarifs im Verkehrsverbund Großraum Nürnberg (VGN). Für den Ticketverkauf im Regionalverkehr über das Verbundgebiet hinaus muss National Express die Preise und Beförderungsbedingungen der Deutschen Bahn AG anwenden. Anerkannt werden müssen neben den Nahverkehrsfahrkarten aller Eisenbahnverkehrsunternehmen unter anderem auch die BahnCard sowie Sonderangebote wie z. B. das Bayern-Ticket. Der Verkauf von Fahrscheinen für Züge des Fernverkehrs ist wünschenswert. Zudem verlangt die BEG einen personenbedienten Verkauf mit Mindestöffnungszeiten in Nürnberg Hbf, Fürth Hbf, Bamberg, Schwabach, Erlangen, Neumarkt, Roth, Ansbach, Hersbruck links d. Pegnitz, Lauf links d. Pegnitz, Forchheim und Altdorf. Damit ist sichergestellt, dass Kunden auch weiterhin einen Ansprechpartner für Beratung und Kauf von Fahrscheinen haben werden.
Die National Express Rail GmbH wurde 2012 als Tochter der an der Londoner Börse notierten National Express Group plc. gegründet. Der Sitz der National Express Rail GmbH befindet sich in Köln. Der Konzern hat weltweit ca. 40.000 Mitarbeiter und bietet im Vereinigten Königreich sowie auf drei weiteren Kontinenten Leistungen im Schienenpersonennahverkehr und im Busverkehr an. Aktuell betreibt National Express unter der Marke "c2c" das englandweit pünktlichste Bahnnetz. Auch in Nordrhein-Westfalen konnte die National Express Rail GmbH bereits Ausschreibungen gewinnen, wo sie zusammen mit der IntEgro Verkehr GmbH ab Dezember 2015 für zunächst 15 Jahre die Strecken Bonn-Köln-Wuppertal (RB48) sowie Rheine-Köln-Krefeld (RE7) betreiben wird.

Bei dem Verfahren handelt es sich um ein europaweites freihändiges Wettbewerbsverfahren mit vorgeschaltetem Teilnahmewettbewerb. Wie bei der öffentlichen Ausschreibung konnten sich europaweit alle interessierten Eisenbahnverkehrsunternehmen um die zu vergebende Verkehrsleistung bewerben. Der endgültige Zuschlag kann wegen der Einspruchs-möglichkeiten der unterlegenen Bieter frühestens am 13.02.2015 erfolgen.

Quelle: BEG