HSB: 10 Jahre Zusammenarbeit zwischen dem Fraunhofer Institut
Der virtuelle Führerstand einer HSB-Dampflok. Foto: Fraunhofer Institut
[6. Oktober 2013] Die Harzer Schmalspurbahnen GmbH (HSB) sind Betreiber von Europas längsten zusammenhängenden Schmalspurstreckennetzes mit täglichem Dampfbetrieb.
Auf über 140 Streckenkilometern erleben jährlich rund 1,2 Millionen Fahrgäste das heute eher seltene Flair eines authentischen Dampflokbetriebs in Deutschlands nördlichstem Mittelgebirge, in dem vor mittlerweile über 125 Jahren der erste Schmalspurzug zwischen Gernrode und Mägdesprung fuhr. Hinter den Kulissen des historischen Zugverkehrs arbeitet die HSB allerdings heutzutage als modernes touristisches Dienstleistungs-unternehmen mit zum Teil fortschrittlichster Technik. Für diese einmalige Symbiose aus Tradition und Innovation steht insbesondere auch die Zusammenarbeit mit dem Magdeburger Fraunhofer Institut für Fabrikbetrieb und –automatisierung IFF, die sich in diesem Jahr zum zehnten Male jährt. Unter dem Motto „Dampfloktechnik interaktiv erleben & verstehen“ wird aus diesem Anlass am 10. Oktober 2013 der „Virtuelle Dampflokführer“ als sichtbares Produkt für alle interessierten Gäste im Bahnhof Wernigerode Westerntor zu erleben sein. Erstmals wird in diesem Rahmen auch eine öffentliche Unterrichtsstunde zur Kesselwärter-Ausbildung mit Einbindung der virtuellen Technik stattfinden.
Mit insgesamt 25 Dampflokomotiven unterschiedlicher Baureihen und –jahre sowie dem täglichen Betrieb mit der nostalgischen Technik bildet die HSB seit langem ein einmaliges Dampf-Eldorado im Herzen Europas. Mit Blick auf die zukünftige Erhaltung dieses beliebten Kleinodes auf deutschen Schienen gilt es nicht nur die Technik fahrfähig zu halten, sondern insbesondere das entsprechende Fachwissen für die nachfolgenden Generationen festzuhalten und weiter zu vermitteln. Eines der langfristigen Ziele der HSB ist daher die Schaffung eines Kompetenzzentrums für Dampflokbetrieb, wobei das derzeitige Hauptaugenmerk auf der Aus- und Weiterbildung liegt. Das kommunale Unternehmen bildet in diesem Zusammenhang schon jetzt nicht nur Dampflokführer für den Eigenbedarf, sondern auch für andere Bahnen und Vereine mit Dampfbetrieb aus.
Für die praktische Schulung sind allerdings auch Einblicke in die komplexen Vorgänge und Abläufe im Inneren einer Dampflok von großer Bedeutung. Unterstützung fand die HSB dabei vor zehn Jahren beim Magdeburger Fraunhofer Institut für Fabrikbetrieb und –automatisierung IFF. Bereits im Oktober 2003 legten beide Unternehmen mit einer Machbarkeitsstudie für den „Virtuellen Dampflokführerstand“ den Grundstein für ihre bis heute andauernde Zusammenarbeit. Innerhalb dieser Studie wurden die besonderen Herausforderungen für die Erstellung des virtuellen Modells eines Dampflokführerstandes erfasst.
Während die Wissenschaftler üblicherweise ihre Modelle auf Basis von 3D-CAD-Daten erstellen, konnten sie hier nur 2D-Zeichnungen, Fotografien und selbst erstellte Maßskizzen verwenden. Außerdem galt es zu entscheiden, welche Details im virtuellen Modell vereinfacht abgebildet werden, um noch eine interaktive Darstellung zu ermöglichen.
Schon im Frühjahr 2004 wurde das virtuelle Grobmodell einer Neubaudampflokomotive mit den wichtigsten Bedienelementen des Führerstandes präsentiert. Weitere Module, die nun virtuell den Einblick in das Innere der Dampflok geben, wurden in den Folgejahren fertiggestellt. So konnte beispielsweise ab 2005 die innere Steuerung in den Unterricht mit einbezogen werden, ab 2006 folgte dann die Kesselspeisung und Heusinger Steuerung. 2013 wurden neu der Dampfregler und die Drucklufterzeugung in die virtuelle Darstellung einbezogen. Der Einsatz einer solchen Software zur Aus- und Weiterbildung ist bisher einmalig in Deutschland.
Heute wird die Software „Virtueller Dampflokführerstand“ bei der HSB neben der klassischen Dampflokführerausbildung auch in der Ehrenlokführerausbildung eingesetzt. Außerdem ist eine Kaufversion für den heimischen PC in den Verkaufsstellen sowie im Internetshop der HSB erhältlich.
Aus Anlass der nunmehr zehnjährigen Kooperation präsentiert das Magdeburger Fraunhofer Institut für Fabrikbetrieb und –automatisierung IFF gemeinsam mit der HSB am 10. Oktober 2013 im Empfangsgebäude des Bahnhofes Wernigerode Westerntor für alle Interessierten den „Virtuellen Dampflokführer“. Beginn der Veranstaltung unter dem Motto „Dampflok interaktiv erleben & verstehen“ ist um 10.00 Uhr. Im Anschluss an die offizielle Eröffnung gibt es die Gelegenheit, eine echte Unterrichtstunde der laufenden Kesselwärter-Ausbildung mit Anwendung des „Virtuellen Dampflokführers“ und unter Leitung von Helmut Neumann aus Güstrow zu erleben. Der in Fachkreisen sehr bekannte und renommierte Dozent bildete früher die Dampflokführer der Deutschen Reichsbahn aus. Nach dieser Unterrichtseinheit steht der „Virtuelle Dampflokführer“ allen Interessierten zur Verfügung. Mitarbeiter des Fraunhofer Institutes sind vor Ort und beantworten die Fragen der Gäste.
Quelle: Harzer Schmalspurbahnen GmbH