Frankfurter Feldbahnmuseum holt Dampflok aus Japan heim

xxmaffeiDie Maffei-Dampflok kehrt nach Deutschland zurück. Foto: Masahiro Hanai

[4. Dezember 2012] Im Januar wird über den Hamburger Hafen eine bayerische Dampflok von den Philippinen über Japan nach Deutschland in das Frankfurter Feldbahnmuseum heimkehren und wird dort am 3. März 2012 erstmals öffentlich zu sehen sein. 

xx0310004Das Werkfoto der Maffei-Dampflok vom Typ DAMINA.
Foto: Werkfoto Krauss-Maffei/Sammlung Helge Hufschläger

Die Lok wurde am 11.04.1924 bestellt und mit einem vierachsigen Drehgestell-Schlepptender am 25.07.1924 über die Koppel Industrial Car & Equipment Company in London an die Victorias Milling Zuckerfabrik auf der zu den Philippinen gehörigen Insel Negros zum Preis von 4140 US Dollar ausgeliefert. 

Maffei lieferte die Lok als erste und einzige des neuen Typs Damina aus. Folgebestellungen ergingen allerdings nicht. Ihre weiteren Dampfloks ließ Victorias vor allem bei Henschel fertigen. 1931 übernahm der Hersteller Krauss den in Konkurs gefallenen Konkurrenten Maffei und es entstand das neue Unternehmen Krauss-Maffei. 

Als Halbtenderlok konnte das Fahrzeug auch ohne den Schlepptender betrieben werden, da Wasser und Brennstoff auch auf der Lok selbst mitgeführt wurden. Es handelt sich bei der Victorias Fabrik um eine heute noch aktive Zuckerfabrik, die zu den größten der Welt gehört. Dort verbrachte die Lok ihr gesamtes Arbeitsleben. Anfang der 80er Jahre wurde die Lok vermutlich mit einem Kesselschaden abgestellt. Die Lok wurde in ihre Einzelteile zerlegt. Der originale Kessel hat einen unbekannten Verbleib. 

1984 wurde die Einzelteile der Lok nach Japan verkauft. Der Käufer ist bisher unbekannt. Letzter japanischer Eigentümer der Lok war ein Schrotthändler in Osaka. Er stellte die provisorisch montierte Lok als Denkmal auf seinem Firmengelände auf. Nach seinem Tod sollte die Lok veräußert werden, wovon ein japanisches Mitglied des FFM Kenntnis erlangte. Er setzte sich mit den Erben in Verbindung und konnte die Schenkung der Lok an das FFM im Oktober 2012 erreichen. Am 02.12.2012 wurde die Lok in Osaka abtransportiert und erreicht vss. Anfang 2013 im „open top“ 40 Fuß Container per Schiff den Hafen Hamburg und dann auf dem Landweg das FFM.   

Die Lok befindet sich – soweit die originalen Teile vorhanden sind - weitgehend im Originalzustand. Der originale Kessel und nahezu alle Armaturen sowie der Schlepptender fehlen. Der heutige Kessel ist eine Attrappe. 
Die Lok passt als einer der ganz selten Innenrahmen-Vierkuppler und als Schlepptenderlok gut in das Museumskonzept des FFM, zumal der Hersteller Maffei dort bisher nicht vertreten war. Es handelt sich für Feldbahn-Verhältnisse um eine sehr große und kräftige Lok, die für die Zuckerrohrbahnen typisch war.     

Als Besonderheit ist die vierte Achse der Lok nach dem System Gölsdorf seitenverschiebbar, um die Kurvenläufigkeit zu verbessern. Die Seitenverschieblichkeit wir dadurch erreicht, dass man zwischen den Stirnflächen der Lagerschalen und den Bunden auf den Achsschenkeln ein Spiel von der Größe der gewünschten Seitenverschieblichkeit läßt. Dabei wurden die Kuppelzapfen des Gölsdorf Radsatzes, über die die Kuppelstange die Achse antreibt, verlängert, damit sie sich in den Kurven durch die Stangenlager (die in der starren Kuppelstange befestigt sind) schieben können. 
Die Daten der Lok:

  • Bauart          Dn2
  • Höchstgeschwindigkeit          25 km/h 
  • Typ              Damina
  • Raddurchmesser                  630 mm 
  • Spurweite      610 mm        
  • Dampfdruck  12 bar 
  • Hersteller      Maffei        
  • Rostfläche      0,8 qm         
  • Baujahr          1924        
  • Verdampfungsheizfläche       37,52 qm 
  • Fabrik-Nr.       4135
  • Zylinderdurchmesser             300 mm
  • Dienstgewicht  16 t
  • Kolbenhub      300 mm 
  • Länge ü. P.      5,90 m
  • Steuerungsbauart                   Heusinger 
  • Leistung           110 PS
  • Bremsbauart    Wurfhebelbremse 
  • Kohlevorrat      1,4 t
  • Besonderheit    Holzfeuerung
  • Wasservorrat    1600 cbm
  • Halbtenderlok, Kolbenspeisepumpe, Dampfbremse, Nichtsaugende Injektoren, Gölsdorf Achse, Kuhfänger 

Weitere Information zum Frankfurter Feldbahnmuseum sind hier zu finden.

Quelle: Frankfurter Feldbahnmuseum FFM (Rüdiger Fach)

Unser Kalendertipp:

xx085

Der vorliegende Kalender zeigt 13 Feldbahnen im weltweiten Einsatz. Egal, ob Dampf- oder Diesellokomotiven - stimmungsvolle Farbaufnahmen aus dem aktiven Feldbahn- und Museumsbetrieb führen in die Welt dieser Schmalspurbahnen.

Durch ihre einfachste Bauweise waren die Bahnen damals schnell einsatzfähig. Jedoch, das Feldbahnwesen lebt! Auch heute noch werden neue Loks für bereits bestehende Linien bestellt. Ein „Leckerbissen" für den Feldbahnfan.

13 farbige Kalenderblätter auf Kunstdruckpapier mit Spiralbindung, Großformat: 480 x 300 mm.

Der Kalender ist unter der Artikelnummer 85 für nur € 16,80 im EKshop.de erhältlich.

 

Unser Tipp zum Weiterlesen:

xx0736

Die Aufrüstung der Wehrmacht im Dritten Reich und die industriellen Anstrengungen ab 1933 wären ohne Feldbahnen nicht möglich gewesen. Da es kein ausreichendes Straßennetz und nicht genügend leistungsfähige LKW gab, war man auf Feldbahnen angewiesen. Mit einem 60-cm-Gleisbau, der ohne große Trassierung und Kunstbauten auskam, waren sie ein überall unverzichtbares Transportmittel, auf das die Industrie oder der militärische Nachschub nicht verzichten konnte. So erstarkte im Dritten Reich ein Industriezweig, der sich mit der Produktion von Feldbahnen aller Art beschäftigte. Alle bekannten Lokfabriken nahmen weitere standardisierte Feldbahnlokomotiven unterschiedlicher Bauart in ihr Programm auf.

Das Buch zeigt die Entwicklung anhand vieler unveröffentlichter Bilddokumente und einführender Texte. Erinnerungsfotos der Heeresfeldeisenbahner, der Männer des Reichsarbeitsdienstes oder der Organisation Todt sind ebenso vorhanden, wie Fotos der Feldbahner beim Reichsautobahnbau und in allen nur denkbaren Zweigen der Rohstoff produzierenden und verarbeitenden damaligen deutschen Industrie. Ebenso werden fast alle damals gebräuchlichen Loktypen und die typischen Einsatzgebiete in Bild und Text vorgestellt.

Der Bogen spannt sich von den ersten Anzeichen der wirtschaftlichen Scheinblüte mit den ersten Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen hin über die Großprojekte, den Nachschub für den Stellungs- und Abwehrkampf an den Fronten bis zum Zusammenbruch des Reiches und der Beseitigung der Trümmer in den Städten.

Das Buch „Feldbahnen im Dritten Reich“ im Format 300 x 210mm mit 144 Seiten und 246 s/w Abbildungen 300 x 210 mm ist unter der Artikel-Nr. 736 für nur € 29,80 im EKshop.de erhältlich.